Wie viele andere Länder hatte auch Kanada Schwierigkeiten mit der Verarbeitung der großen Anzahl an Visumanträgen nach der Aufhebung der Einreisebeschränkungen. Im vergangenen Jahr arbeiteten die kanadischen Ausländerbehörden (IRCC) hart daran, den Rückstau zu reduzieren. Die Bearbeitungszeiten von Anträgen für eine eTA Kanada sind immer relativ kurz geblieben.
Gründe für die Verspätungen
Am 7. September 2021 öffnete Kanada seine Grenzen für Touristen und Reisende mit anderen Reisezwecken, wofür ein Etikett-Visum erforderlich ist. Dadurch stieg die Anzahl an Visumanträgen enorm und sogar in solch einem Maße, dass die meisten Visumanträge nicht mehr innerhalb der durchschnittlichen Bearbeitungszeit, die vor der Coronapandemie üblich war, verarbeitet werden konnten.
Neben der großen Anzahl an Anträgen, gab es auch einen Personalmangel bei den Ausländerbehörden. Da die IRCC aufgrund des Coronavirus weniger Arbeit hatte, haben viele Arbeitnehmer die Behörden verlassen. Dadurch hatte die IRCC nicht ausreichend Arbeitnehmer, als die Einreisebeschränkungen aufgehoben wurden und die Anzahl an Visumanträgen anstieg. Der Mangel an Personal bei den Ausländerbehörden ist daher eine weitere Ursache für den Rückstau.
Die Regierung und die Ausländerbehörden von Kanada haben im vergangenen Jahr alles dafür getan, die Bearbeitungszeit von Visumanträgen nicht weiter steigen zu lassen. So wurde viel in das Einstellen und Einarbeiten von neuem Personal investiert und kam es zu internen Umschichtungen.
Einige Fakten
Dezember 2021 war der Rückstau auf 1,8 Millionen unbearbeitete Anträge gewachsen. Neben dem Abarbeiten aller Anträge in dieser Warteschlange, hofft die kanadische Regierung 2022 411.000 Immigranten willkommen heißen zu dürfen. Später wurde dieses Ziel auf 431.000 erhöht und derzeit scheint Kanada auf einem guten Weg zu sein, dieses Ziel zu erreichen. Jedenfalls ist 2022 das zweite aufeinanderfolgende Rekordjahr, nach 2021, als Kanada 405.000 Einwanderer empfing. Zum Vergleich: das letzte Jahr vor 2021, in dem Kanada eine Rekordanzahl an Immigranten in Empfang nahm, war 1913.
Mittlerweile hat die Bearbeitungszeit von Anträgen wieder das Niveau vom Anfang der Coronapandemie oder kürzer erreicht. Der Bearbeitungsrückstau hat sich deutlich reduziert, aber ist noch nicht vollständig abgearbeitet. In den letzten vier Monaten von 2022 hat die IRCC jedoch eine enorme Menge an Anträgen verarbeitet und somit den Rückstau mit knapp einer halben Million Anträgen reduziert.
Damit ist das Ziel, 80 % der neuen Visumanträge innerhalb der Dienstleistungsstandards zu bearbeiten, in Reichweite. Dieses Jahr wird auch eine Rekordanzahl an bearbeiteten Visumanträgen erreicht. Die Anzahl steht derzeit auf etwa 4,8 Millionen bearbeiteter Visumanträge, was fast doppelt so viele sind als im Jahr zuvor. 2021 wurden nämlich insgesamt 2,5 Millionen Visumanträge bearbeitet.
Bearbeitung befristeter Visa
Auch befristete Visa, etwa Studenten-, Arbeits- oder Touristenvisa, werden immer häufiger innerhalb der normalen, durchschnittlichen Fristen bearbeitet. Im November 2022 wurden 80.000 mehr befristete Visumanträge verarbeitet als im November 2021. Außerdem wurden im vergangenen Jahr monatlich mehr Visumanträge verarbeitet als vor Ausbruch der Coronapandemie. Die IRCC sagt, dass sie diese Aufholjagd der Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse zu verdanken hat. Das verringert den Zeitaufwand pro Antrag erheblich.
Deutsche, österreichische und Schweizer Urlaubs- und Geschäftsreisende brauchten sich nie über lange Bearbeitungszeiten zu sorgen. Der Grund hierfür ist, dass sie eine eTA Kanada für die Einreise verwenden können. Die eTA ist kein Visum, aber eine digitale Genehmigung, mit der man nach Kanada einreisen darf. Diese Reisegenehmigung wurde 2013 ins Leben gerufen und sowohl die Beantragung als auch die Bearbeitung ist vollständig digitalisiert.
Für den Antrag einer eTA Kanada müssen Reisende einige Voraussetzungen erfüllen. Wenn Reisende alle Voraussetzungen erfüllen, können sie online das digitale Antragsformular ausfüllen. Neben den Kontakt- und Reisedaten müssen noch einige persönliche Daten jedes/-r Reisenden eingetragen werden. Das sind insbesondere die Reisepassdaten, aber es müssen auch Informationen über den Arbeitgeber eingetragen werden. Zudem muss man einige Sicherheitsfragen beantworten. Zum Schluss muss man mit der Einverständniserklärung einstimmen und kann man den eTA-Antrag einreichen.
Nachdem das Formular vollständig ausgefüllt wurde, kann die IRCC prüfen, ob Antragssteller/-innen alle Voraussetzungen erfüllen. Aufgrund des vollständig digitalisierten Prozesses können eTA-Anträge schnell verarbeitet werden. Antragssteller/-innen, die alle Voraussetzungen erfüllen, erhalten ihre eTA daher zumeist innerhalb von 3 Tagen.